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Relevante Dinge: 3 Fragen an Oliver Schmidthals

Oliver inderLuft Ausschnitt 2

Oliver ist Germanist und Gleitschirmflieger und langjähriger Partner bei Edenspiekermann. Ich besuche ihn in seinem Büro, Tür zu, hinsetzen, loslegen. Er weiß nicht was ihn erwartet. Kuckt ruhig und gespannt. Lust auf 3 Fragen? „Ja klar!“

1. Oliver, was ist dir das Wichtigste bei deiner Arbeit?

„Auf mich persönlich bezogen oder Edenspiekermann? Dass wir unsere Auftraggeber erfolgreicher machen, oder: ihnen dabei helfen, erfolgreicher zu werden. Dass wir über relevante Dinge mit ihnen reden. Bei meiner persönlichen Arbeit ist mir wichtig, dass ich dazu beitragen kann, dass wir hier eine gute Arbeitsatmosphäre haben. Soweit einem das eben gelingt“ (lacht).

Er spricht übrigens wirklich so. Druckreif. Alles O-Ton.

2. Und was ist dir dabei das Unwichtigste?

Er lacht wieder.
Verfällt in eine Art Denkerhaltung.
Denkt sehr lange nach.
Ganz ruhig, Hände gefaltet.
„Das ist eine schwierige Frage.“

Lacht wieder.
Überlegt weiter.
„Das kann ich jetzt gar nicht so sagen.“

Überlegt weiter.
Völlig unangestrengt.
Ich bin leicht besorgt.
Er kuckt ganz entspannt.

„Das kann ich jetzt gar nicht so sagen, was ist mir das Unwichtigste...“ Ich schwäche ab auf das Nebensächlichste, oder vielleicht das Störendste? Er lässt sich nicht berirren: „Wenn man keine Antwort weiß, ist es erstmal eine gute Frage.“ Pause.

„Auch das mit dem Nebensächlichsten ist schwer zu sagen. Aber was ,störend‘ ist, sind die vielen Egos, und wenn sie zu stark werden. Sowohl intern als auch bei unseren Auftraggebern; das gilt eigentlich für alle.“ Pause.

„Aber ,das Unwichtigste‘ ... da muss ich selber noch mal kurz nachdenken ...“ Kurze Pause, kleiner Ruck.

„Weiß ich jetzt nicht, nächste Frage.“

3. Wo bist du am liebsten, wenn du nicht im Büro bist?

„In der Luft.“

(Großes, herzliches Lachen.)

Huch. Fertig. Das war ja kurz. Mein kürzestes 3-Fragen-Interview jemals. Und das ruhigste. Er sitzt schweigend da, lächelt, denkt weiter nach.

Ich auch.

Lieben Dank, Oliver!

Oliver inderLuft

PS:
Wir sprechen dann doch weiter. Was ist das schönste am Gleitschirmfliegen? „Ehrlich gesagt, dass man alles alleine entscheiden muss. Und dieses ungeheure Gefühl, dass man sich im dreidimensionalem Raum bewegt. Wenn man es genau betrachtet, ist man dabei ja ziemlich allein. Und das Arbeiten mit dem Wind und der Luft, das sind ziemlich schöne Dinge.“

PPS:
Oliver arbeitet gern auch mit Worten. Während seines Germanistikstudiums hat er eine Literaturzeitschrift gegründet und Bücher herausgegeben, „um diskriminierten Menschengruppen ein Sprachrohr zu geben. Aus diesen Zusammenhängen heraus haben wir Literatur gemacht.“ Seit neuestem führt Oliver zusammen mit seiner Frau einen Literaturzirkel.

PPPS:
Die berühmte Frage nach den drei Lieblingsbüchern drängt sich auf: „Ja, es gibt ein Buch – das ich allerdings schon vor längerer Zeit gelesen habe: ,Die drei traurigen Tiger‘. Von einem Kubaner, Guillermo Cabrera Infante.“ Und warum? „Weil es diese witzig-melancholische Grundstimmung hat. Da sind unglaublich witzige Szenen drin, da habe ich Tränen gelacht. Gleichzeitig ist es natürlich traurig für diese drei Typen, in den engen Möglichkeiten, in denen sie sich bewegen.“

„Aber das interessante an Büchern ist ja immer, dass sie ihre Zeit im Leben haben.“ In diesem Sinne sei Salingers „Franny und Zooey“ ein weiteres Lieblingsbuch gewesen, „viel besser als ,Der Fänger im Roggen‘“. Und er mag John Irving, wegen der „sehr berührenden Begegnungen zwischen Menschen. Und der Humor: nicht so platt, nicht so aufgeschreckt – sondern der schwingt eben immer so mit.“

Foto: privat